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24. September 2024
Experten-Perspektive
Die U.S. Centers for Disease Control and Prevention (CDC) haben Candida auris als „globale Bedrohung“ bezeichnet und die Bedrohungsstufe als dringend erachtet.1 C. auris, ein Pilzerreger, hat sich aufgrund seines Potenzials, invasive Infektionen zu verursachen und die Resistenz gegen Antimykotika zu erhöhen, zu einem ernsthaften Gesundheitsproblem entwickelt. 2C. auris wurde 2009 erstmals in Japan entdeckt und hat schnell Aufmerksamkeit als potenzielle Ursache für schwere, lebensbedrohliche Blutstrominfektionen und Ausbrüche in Gesundheitseinrichtungen wie Krankenhäusern und Pflegeheimen erlangt.3
C. auris besiedelt die Haut und Nase einiger stationär aufgenommener Patient/innen, ohne eine Erkrankung zu verursachen.4Die Kolonisierung mit C. auris kann sich in Gesundheitseinrichtungen ausbreiten, wenn es auf Oberflächen übertragen wird, auf denen es über Tage bis Wochen überleben kann.3 Die Kolonisierung eines Patienten bzw. einer Patientin kann über Monate oder sogar auf unbestimmte Zeit andauern, 5was eine ausreichende Möglichkeit zur Ausbreitung bietet.
C. auris ist ein besonders widerstandsfähiger Pilz und resistiert Dekolonisierungs- und Desinfektionsmitteln, die bekanntermaßen gegen andere Candida-Spezies wirksam sind. 3Dies macht das Ausbruchmanagement besonders schwierig.
Schwerwiegende invasive Erkrankungen wurden bei 5–10 % der kolonisierten Personen beobachtet. 6Diese Infektionen haben hohe Mortalitätsraten bei fragilen Krankenhaus- und Pflegeheimpatient/innen, die von 30 % bis 72 % reichen.3
C. auris wurde in Südasien, Ostasien, Afrika, Südamerika und im Iran identifiziert. Es ist auf allen Kontinenten mit Ausnahme der Antarktis weit verbreitet, 3wobei während der COVID-19-Pandemie vermehrt Fälle beobachtet wurden.7
C. auris begann 2015, sich in den USA auszubreiten, und die Anzahl der gemeldeten Fälle stieg um 318 % im 2018 Vergleich zum Durchschnitt von 2015–2017.1Dies hat dazu geführt, dass öffentliche Gesundheitsbehörden, Infektionspräventionsexperten, Forscher und Diagnoseanbieter dies zur Kenntnis nahmen.
Einer der besorgniserregendsten Aspekte von C. auris ist ihre hohe Resistenz gegen Antimykotika. Bei bestimmten Antimykotika wurde über Behandlungsversagen berichtet und es wurde eine Panresistenz gegen mehrere Medikamentenklassen beobachtet.1, 3
2019 merkten die CDC in ihrem Bericht zu Bedrohungen durch Antibiotikaresistenz an, dass ihre Pilzexperten nie einen Bericht erhalten hatten, der eine gegen alle Antimykotika resistente Candida-Infektion beschreibt, geschweige denn Candida, die sich leicht zwischen den Patient/innen ausbreitet.1
Als Reaktion auf die globale Bedrohung lösten die CDC den Alarm in den USA aus und bezeichneten C. auris als eine 5 dringende antimikrobielle Bedrohung für die Gesellschaft.1
Die Zulassung von Rezafungin durch die US-amerikanische Food and Drug Administration im Jahr 2023 bietet eine vielversprechende neue Behandlungsoption für C. auris-Infektionen, 8aber ein schneller und genauer Nachweis des Pilzes ist für die Bewältigung dieser Bedrohung unerlässlich.
Bildquelle: https://www.cdc.gov/antimicrobial-resistance/media/pdfs/2019-ar-threats-report-508.pdf?CDC_AAref_Val=https://www.cdc.gov/drugresistance/pdf/threats-report/2019-ar-threats-report-508.pdf
Das Screening von Patient/innen auf C. auris ist eine wichtige vorbeugende Maßnahme gegen Ausbrüche in Gesundheitseinrichtungen. Der genaue Nachweis und die Identifizierung von C. auris kann jedoch eine Herausforderung darstellen.
Phänotypische Identifizierungssysteme können ungenau sein, was zur Fehlidentifizierung von C. auris führt.9 Die Kultivierung des Pilzes erfordert spezifische biologische Sicherheitsbedingungen und dauert Tage.
Die CDC empfehlen Massenspektrometrie und molekulare Methoden wie Sequenzierung und PCR, um C. auris genau nachzuweisen und zu identifizieren. Isolate können auch zur Identifizierung an öffentliche Gesundheits- und Referenzlabore geschickt werden. Obwohl diese Mechanismen genaue Ergebnisse liefern, haben Einrichtungen möglicherweise keinen Zugang zu Technologien wie Massenspektrometrie und Sequenzierung. Die Bearbeitungszeit für den Versand von Proben zum Testen kann auch zu Verzögerungen während des kritischen Zeitfensters für den Nachweis der Besiedlung und das Verhindern einer Ausbreitung führen.
Die Implementierung von internen PCR-Tests zur Untersuchung auf C. auris hat positive Ergebnisse erzielt. Sie ermöglicht eine frühere Identifizierung besiedelter Patient/innen und potenzielle Kosteneinsparungen im Zusammenhang mit Isolierung und Tests. 11Dieser Ansatz kann effizienter sein als das Versenden von Proben für Tests und liefert gleichzeitig zuverlässige Ergebnisse.
Da C. auris-Fälle weiter zunehmen und Antibiotika-Resistenzen immer häufiger auftreten, werden schnellere und genauere Testlösungen entscheidende Instrumente sein, um Fälle frühzeitig nachzuweisen und Ausbrüche zu verhindern.
Es gibt einige kommerzielle PCR-basierte Tests, die C. auris nachweisen.9 Aktuelle Tests sind jedoch für die Durchführung durch geschulte Fachleute in Laborumgebungen konzipiert.
Solche Tests sind möglicherweise in Pflegeheimen, in denen Patient/innen leben, die am anfälligsten für schwere C. auris-Infektionen sind, nicht leicht zugänglich.
Ein Prototyp eines bedarfsbasierten Schnell-Surveillance-Tests auf C. auris wurde entwickelt, um genaue Ergebnisse in patientennahen Umgebungen in weniger als einer Stunde zu liefern.10
Der Prototyptest ist für die Ausführung mit dem GeneXpert®-System von Cepheid vorgesehen, das Tests in Laborumgebungen und am Point-of-Care ermöglicht. Ein solcher Test könnte zu einer Früherkennung und Intervention im Gesundheitswesen führen und möglicherweise die klinischen, finanziellen und operativen Resultate verbessern.
C. auris stellt aufgrund seines Potenzials, invasive Infektionen, hohe Mortalitätsraten und Resistenz gegen Antimykotika zu verursachen, eine erhebliche Herausforderung für die Gesundheitssysteme weltweit dar. Wachsamkeit, Personalaufklärung, sich entwickelnde Richtlinien, kontinuierliche Entwicklung von Medikamenten- und Desinfektionsmethoden und innovative Testlösungen sind entscheidend, um diese aufkommende Bedrohung zu bekämpfen.
Referenzen:
1. Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Antibiotic resistance threats in the United States, 2019. Atlanta, Georgia, USA: National Center for Emerging Zoonotic and Infectious Diseases (U.S.); Nov. 2019
2. Satoh K, Makimura K, Hasumi Y, Nishiyama Y, Uchida K, Yamaguchi H. Candida auris sp. nov., a novel ascomycetous yeast isolated from the external ear canal of an inpatient in a Japanese hospital. Microbiol Immunol. Jan. 2009; 53(1): 41–4.
3. Sikora A, Hashmi MF, Zahra F. Candida auris. StatPearls. Treasure Island, FL, USA: StatPearls Publishing; 2024.
4. About C. auris [Internet]. CDC: Candida auris (C. auris). [zitiert 2. Jun. 2024]. Verfügbar unter: https://www.cdc.gov/candida-auris/about/index.html
5. Biswal M, Rudramurthy SM, Jain N, Shamanth AS, Sharma D, Jain K et al. Controlling a possible outbreak of Candida auris infection: lessons learnt from multiple interventions. J Hosp Infect. Dez. 2017; 97(4): 363–70.
6. Sansom SE, Gussin GM, Schoeny M, Singh RD, Adil H, Bell P et al. Rapid Environmental Contamination With Candida auris and Multidrug-Resistant Bacterial Pathogens Near Colonized Patients. Clin Infect Dis. 15. Mai 2024; 78(5): 1276–84.
7. Pandak N, Al Sidairi H, Al-Zakwani I, Al Balushi Z, Chhetri S, Ba’Omar M et al. The Outcome of Antibiotic Overuse before and during the COVID-19 Pandemic in a Tertiary Care Hospital in Oman. Antibiotics (Basel). 27. Nov. 2023; 12(12).
8. Syed YY. Rezafungin: First Approval. Drugs. Jun. 2023; 83(9): 833–40.
9. Identification of C. auris | Candida auris (C. auris) | CDC [Internet]. [zitiert 2. Jun.2024]. Verfügbar unter: https://www.cdc.gov/candida-auris/hcp/laboratories/identification-of-c-auris.html
10. Rossana Rosa, Adriana Jimenez, David Andrews, Huy Dinh, Katiuska Parra, Octavio Martinez, Lilian M Abbo, Impact of In-house Candida auris Polymerase Chain Reaction Screening on Admission on the Incidence Rates of Surveillance and Blood Cultures With C. auris and Associated Cost Savings, Open Forum Infectious Diseases, Band 10, Ausgabe 11, November 2023, ofad567, https://doi.org/10.1093/ofid/ofad567
11. Banik S, Ozay B, Trejo M, Zhu Y, Kanna C, Santellan C et al. A simple and sensitive test for Candida auris colonization, surveillance, and infection control suitable for near patient use. J Clin Microbiol. 18. Jun. 2024; e0052524.
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